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Das Bobath-Konzept ist ein neurophysiologisches Behandlungskonzept, in dem durch permanenten Vergleich physiologischer und pathologischer Bewegungs- und Haltungsreaktionen der Therapeut die Folgen einer Halbseitenlähmung behandelt.

Indem die Betroffenen auch über die reinen Therapieziele hinaus Lernangebote erhalten, verbessern sich ihre Chancen zur Erholung (24-Stunden-Konzept). Die Grundgedanken des Konzeptes wurden 1954 vom Ehepaar Berta und Karl Bobath entwickelt. Das bis zu diesem Zeitpunkt Undenkbare wurde von Berta Bobath entdeckt. Therapeutische Möglichkeiten für die Beeinflussung von Spastizität nach Hirnschädigung Erwachsener. Ihr Ehemann, der Neurologe Dr. Karl Bobath bemühte sich, dieses Phänomen theoretisch zu unterlegen. Später erfuhren diese ersten Behandlungszüge ihre Übertragung in die Therapie von Kindern.

Diese Ursprünge wurden von vielen Personen in unterschiedlichen Richtungen weiter vorangetrieben und entwickelten sich ständig. Daher haben sich innerhalb des Konzeptes auch keine standardisierten einheitlichen Techniken herauskristallisiert, sondern konzeptionell offenen Grundzüge mit unterschiedlichen Behandlungsstrategien. Das Arbeiten nach dem Bobath-Konzept ist gezielt interdisziplinär und im engen Kontakt mit den Angehörigen angelegt. Angestrebt wird eine Behandlung des Patienten in möglichst normalen Bewegungs- und Haltungsmustern durch Pflege, Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie.


Das Bobath-Kozept und die Ergotherapie

In der Ergotherapie liegt der Schwerpunkt der Behandlung des Betroffenen in der Wiederherstellung von verlorenen Fähigkeiten zum Einsatz des Rumpfes, wie z.B. Drehbewegungen im Liegen, Umsetzen vom Sitzen und Aufstehen vom Boden, zum Einsatz der oberen Extremität wie z.B. Greifen, Halten und Hantieren mit Gegenständen oder zum Einsatz der facio-oralen Funktionen wie Schlucken, Kauen und Mimik, sowie in der Förderung der Fortbewegung und des Stehens.

Obgleich die Vorbereitungen und ersten Aktivierung von Bewegungs- und Haltungsmustern bei Ergotherapeutinnen und den Angehörigen anderer Berufsgruppen sehr ähnlich aussehen, werden vor allem in der ergotherapeutischen Behandlung diese Grundfähigkeiten in vertraute, tägliche Situationen umgesetzt. Dabei kann es sich um einfache Alltagstätigkeiten wie sich Waschen, sich Ankleiden oder etwas Transportieren, oder auch um komplexere Situationen wie das Zubereiten ganzer Mahlzeiten, Gartenarbeiten oder Autofahren handeln. Alle Aktivitäten, die zunächst kleinschrittig und eventuell isoliert erarbeitet wurden, müssen später in komplexe Alltagssituationen übertragen, mehrfach geübt und automatisiert werden, bis sie selbstverständlich in das Verhaltensrepertoire der Betroffenen integriert sind.

So werden Ergotherapeuten dann später auch in Anlehnung an das Bobath-Konzept den Patienten beraten und begleiten. Nicht zuletzt zählt dazu dann die adäquate Hilfsmittelversorgung, die nur ohne Überbeanspruchung der nicht betroffenen Körperhälfte zu langfristig gleichbleibenden Behandlungserfolgen führt.


Bei welchen Störungen lassen sich Grundzüge des Bobath-Konzeptes benutzen?

Das Bobath-Konzept wurde ursprünglich für die Behandlung erwachsener Halbseiten­gelähmter entwickelt. Es findet in der Therapie von Menschen mit Schädelhirntraumen, Tumoroperationen und anderen Ursachen seinen Hauptanwendungsbereich.
Eine erfolgreiche Behandlung nach Bobath ist auch bei komatösen Patienten, Multipler Sklerose oder Parkinson möglich. Dabei werden in der Regel die Prinzipien des Konzeptes in Bezug auf die andersartige Symptomatik angepasst und angewendet.

Welches können die Schwerpunkte einer Bobath-Behandlung sein?

Die erste Behandlung wird eine gezielte Beobachtung der bereits vorhandenen Fähigkeiten sein. Dabei sind alle Bewegungen und Haltungen in den verschiedenen Ausgangspositionen Liegen, Sitzen und Stehen, sowie die Bewegungsübergänge interessant. In diesen Situationen lässt sich gut erkennen, ob bei einzelnen oder vielen Gelegenheiten noch eine größere Überanstrengung der stärker betroffenen Körperhälfte notwendig ist oder ob schon eine weitgehende Symmetrie erreicht wurde.

Die Therapeutin sammelt diese Informationen mit Hilfe erspürter Muskelspannungsverhältnisse und geführter Bewegung. Auch die Empfindungsfähigkeit der Hautoberflächenberührung und der Position von Armen und Beinen im Raum, sowie das Vorhandensein von Gleichgewichtsreaktionen werden im Befund erfasst. 

Gemeinsam mit dem Betroffenen werden dann einzelne sensomotorische Bausteine normaler Bewegung erarbeitet und in Alltagsbewegungen integriert. Jeder der dann folgenden Therapiesequenzen dient wieder aufs Neue auch der Befundaufnahme. Dadurch kann die Therapie in Inhalten und Intensität ständig an die Fähigleiten des Betroffenen angepasst werden.


Wie lange nach dem akuten Ereignis lässt sich die Therapie nach dem Bobath-Konzept anwenden?

Im Prinzip ist das erwachsene Gehirn bis ins höchste Alter plastisch und entwicklungsfähig. Diese Entwicklungsfähigkeit wird jedoch durch die Fülle von Zusatzfaktoren wie z.B. dem allgemeinen Gesundheitszustand, seelischen Belastungen und individueller Lernfähigkeit begrenzt.
Zusätzlich lässt sich sagen, dass das Verlernen eines erst mal etablierten ungünstigen Bewegungsablaufes sehr viel aufwendiger ist als das rechtzeitige Erlernen adäquater Bewegungs- und Haltungsmuster.
Ein frühest möglicher Behandlungsbeginn mit recht hoher Therapiehäufigkeit zu Beginn ist daher von Vorteil. Bei länger zurückliegenden Ereignissen sind Fortschritte keinesfalls ausgeschlossen, aber mit größerer Mühe und erst nach längeren Zeiträumen zu erwarten.

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